Technologieteams messen die Softwarebereitstellung anhand einer Vielzahl von technischen Kennzahlen, darunter Story Points, Commits pro Projekt und Erfolgsrate der Builds. Diese Proxy-Kennzahlen helfen zwar bei der Überwachung der Performance einer bestimmten Aktivität, aber sie messen den Prozess und nicht das Ergebnis. Im Gegensatz dazu messen Flow-Metriken die Rate der Werterbringung für Softwareprodukte aus Sicht Ihrer Kunden, ob intern oder extern.
Flow-Metriken: das Wesentliche der Softwarebereitstellung messen – Leitfaden für Führungskräfte
E-Book lesen • Flow-Metriken: das Wesentliche der Softwarebereitstellung messen – Leitfaden für FührungskräfteDie Messung von Flow-Metriken ermöglicht es Technologieteams, ihre Prozesse kontinuierlich und in Echtzeit zu optimieren und einen größeren Mehrwert für ihre Organisation zu erbringen. Flow-Metriken schaffen eine gemeinsame Sprache zwischen Business und IT, sodass gemeinsame Entscheidungen über die Softwarebereitstellung getroffen werden können, die mit den Unternehmenszielen in Einklang stehen. Diese geschäftsorientierten Kennzahlen sind Teil des Flow Framework® – ein strukturierter, präskriptiver Ansatz für das Value Stream Management.
In diesem Artikel erfahren Sie, was Flow-Metriken sind, wie sie gemessen werden und warum sie eine so wichtige Rolle bei der Optimierung der Softwarebereitstellung mithilfe von Value Stream Management spielen.
Was sind Flow-Metriken?
Im Mittelpunkt der Flow-Metriken steht der Grundsatz, dass alle softwarebezogenen Arbeiten (d. h. Design, Entwicklung und Bereitstellung) einen Mehrwert für das Unternehmen schaffen müssen. Ist dies nicht der Fall, dann sollten Sie stark hinterfragen, warum die Arbeit gemacht wird. Diese fünf Kennzahlen stellen einen neuen Ansatz dar, um die Software Delivery Value Streams unter Berücksichtigung der gewünschten Geschäftsergebnisse zu messen:
- Flow Velocity®: Wird die Werterbringung beschleunigt?
- Flow Efficiency®: Verzögern vorgelagerte Arbeiten die Bereitstellung?
- Flow Time: Verkürzt sich die Time-to-Market?
- Flow Load®: Ist der Bedarf größer als die Kapazität?
- Flow Distribution®: Investieren wir sowohl in die Erbringung als auch in den Erhalt von Business Value?
Diese im Flow Framework definierten „Flow Metrics“ kategorisieren die wertschöpfende Arbeit in vier Arten von Flow Items. Diese sind Features (geschäftlicher Mehrwert), Defects (Qualität), Risk (Sicherheit und Compliance) und Debt (technische Schulden, Hindernisse für die zukünftige Bereitstellung).
Durch die Erfassung objektiver Daten zu diesen Arbeitselementen aus integrierten Softwareentwicklungs-Toolchains können Organisationen klare geschäftsorientierte Kennzahlen generieren, die die unternehmensübergreifende Entscheidungsfindung verbessern und helfen, wichtige Fragen zu beantworten, wie z. B.:
- Wie wirkt sich die Softwarebereitstellung auf Umsatz, Qualität und Kosten aus?
- Was verlangsamt die Werterbringung?
- Wie erfolgreich verlaufen Ihre DevOps-, Agile- und SAFe®-Transformationen?
- In welchen Bereichen sollten strategische Investitionen getätigt werden, um die Geschäftsergebnisse zu verbessern?
Diese Fragen lassen sich durch die Analyse von Flow-Metriken und wichtigen Geschäftsergebnissen wie dem geschäftlichen Mehrwert, den Betriebskosten, der Produktqualität und der Zufriedenheit der Mitarbeiter oder Teams beantworten.
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Flow Velocity®: Wie schnell wird geschäftlicher Mehrwert erbracht?
Die Flow Velocity gibt Auskunft über die Geschwindigkeit der Werterbringung. Sie misst, wie viele Flow Items innerhalb eines bestimmten Zeitraums abgeschlossen werden, also den Durchsatz. Diese Produktivitätskennzahl stellt zusammen mit der Flow Time eine der „monetären Kennzahlen“ dar.
Die Teams wissen sofort, wie viele Flow Items abgeschlossen wurden und wie viele noch in Arbeit sind. Durch die Verfolgung der Flow Velocity über einen längeren Zeitraum erhalten die Teams außerdem Zugang zu historischen Daten, anhand derer sie feststellen können, ob sich ihre Bereitstellungsraten verbessert haben. Dadurch können bessere Prognosen darüber erstellt werden, wie viel Arbeit sie umsetzen und welchen Mehrwert sie erbringen können.
Diese Kennzahl basiert nicht auf einer Schätzung der Größe oder des Umfangs der Arbeit (wie es bei Story Points der Fall ist) oder der Priorität der einzelnen Flow Items. Es wird angenommen, dass die Priorisierung und der Umfang bereits definiert sind, und der Fokus liegt ganz auf der Fortbewegung der Flow Items.
Der Fokus auf den End-to-End-Flow ist für die Softwarebereitstellung wichtig, da nicht die gleichen Wirtschaftsmaßstäbe wie in der traditionellen Fertigung gelten. Komplexitäten wie spätes Feedback, Codeversionen, Qualitätstestergebnisse, Fehlerverfolgung und Statusberichte bedeuten, dass große Losgrößen die Kosten für die Bereitstellung der Software erhöhen. Diese großen Losgrößen und langsamen Bereitstellungszyklen generieren zudem Verzögerungskosten, da der Mehrwert erst dann realisiert wird, wenn die Software in Produktion ist.
Womöglich möchte sich ein Unternehmen beispielsweise auf größere Software-Updates konzentrieren, deren Fertigstellung viel Zeit in Anspruch nimmt. Diese niedrige Flow Velocity kann sich negativ auf die Vertragsverlängerungsraten bei den Kunden auswirken, die einen höheren Nutzen von der Lösung erwarten.
Im Gegensatz dazu können kleinere Updates, die schneller und schrittweise veröffentlicht werden, zu höheren Verlängerungsraten führen, da die Kunden häufig einen größeren Nutzen aus der verbesserten Software ziehen. In diesem Fall steigert die Flow Velocity nicht nur die Verlängerungsraten, sondern auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter, da sie schneller einen Mehrwert erbringen.
Es ist wichtig, die Flow Velocity so darzustellen, dass sie für das menschliche Auge leicht zu erfassen ist. Daten sollten so visualisiert werden, dass für alle Stakeholder sofort erkennbar ist, wie viele Elemente diesen Monat umgesetzt wurden.
Flow Efficiency®: Welche wertschöpfende Arbeit verrichten die Teams?
Die Flow Efficiency hilft Ihnen, den Anteil der Flow Items zu bestimmen, an denen aktiv gearbeitet wird. Sie wird verwendet, um festzustellen, wo Liegengebliebenes und Wartestatus die Werterbringung (oder Flow Time) behindern. Eine niedrige Flow Efficiency deutet darauf hin, dass viele Elemente aus irgendeinem Grund liegenbleiben und im Wartestatus stagnieren.
Diese Stagnation verursacht einen Dominoeffekt. Je mehr Arbeit aussteht und sich aufstaut, desto mehr Work-in-Progress (WIP) entsteht (also eine höhere Flow Load) und desto mehr Engpässe entstehen im Value Stream. Mit zunehmenden Engpässen steigt auch die Menge an Liegengebliebenem, was zu weiteren Verzögerungen führt. Anhand der Flow-Efficiency-Kennzahl können Sie übermäßige Wartezeiten leicht erkennen und daran arbeiten, Engpässe zu reduzieren oder zu beseitigen.
Es ist wichtig zu wissen, dass diese Kennzahl auf der Flow Time (der Zeit, die die Arbeit vom Eintritt in den Value Stream bis zur Fertigstellung benötigt) und nicht auf der Zykluszeit (die in DevOps häufig verwendet wird und die Zeit misst, die für die Fertigstellung eines einzelnen Schritts benötigt wird) basiert. Daher erfasst sie die vor- und nachgelagerte Wartezeit und überwacht den gesamten Value Stream und Prozess von Anfang bis Ende.
Die Flow Efficiency in der Praxis
Eine große US-amerikanische Gesundheitsorganisation konnte mithilfe der Flow Efficiency ihre Prozesse verbessern. Die Werte für die Flow Velocity waren zwar sehr gut, die Zufriedenheit des Teams hingegen sehr gering, da es sich über zu viele Kontextwechsel in Bezug auf zu erledigende Aufgaben beschwerte.
Seltsamerweise war ihre Flow Efficiency hoch, was zeigt, dass es fast keine Arbeit im Wartestatus gab. Bei näherer Betrachtung erkannten Sie eine sehr hohe Anzahl aktiver Arbeitselemente, die die Zeit der Mitarbeiter in Anspruch nehmen. Aufgrund dieser Informationen änderten sie die Art und Weise, wie sie ihre Arbeit kennzeichneten. Dadurch konnten sie mehr Wartestatus identifizieren, was zu einem viel nuancierteren und genaueren Verständnis ihrer tatsächlichen Flow Efficiency führte.
Diese Prozessverbesserung war nur mit den durch die Flow Efficiency gewonnenen Erkenntnissen möglich.
Flow Time: Wie schnell liefern wir geschäftlichen Mehrwert?
Bei der Softwarebereitstellung zählt jede Sekunde. Deshalb ist die Flow Time – die zweite monetäre Kennzahl neben der Flow Velocity – für die IT- und Geschäftsleitung so wichtig. Sie gibt Auskunft über Ihre Time-to-Value und ist somit eine Kennzahl für Geschwindigkeit und Vorhersagbarkeit. Im Wesentlichen ermöglicht diese Kennzahl genauere Prognosen für die Markteinführung, verbessert die Kundenbeziehungen und unterstützt eine genauere Finanzplanung für das Unternehmen.
Die Flow Time trägt dazu bei, einige der Unklarheiten bezüglich der Zeitmessung im Rahmen der Softwarebereitstellung zu beseitigen. In der Fertigung gibt es beispielsweise zwei Kennzahlen, die zur Prozessverbesserung verwendet werden: Durchlaufzeit, auch genannt Lead Time, und Zykluszeit.
Die Durchlaufzeit bezeichnet im Kontext der Fertigung den gesamten Prozess von der Kundenanfrage bis zur Fertigstellung. Die Zykluszeit bezieht sich auf die Zeit, die benötigt wird, um einen Schritt im Prozess abzuschließen. Wenn es um die Softwarebereitstellung geht, könnten diese Begriffe deutlicher sein. Im Kontext von DevOps meint die Durchlaufzeit die Zeit zwischen Code Commit und Code Deployment, was sehr Entwickler-zentriert ist und nur einen kleinen Teil des Value Streams abbildet.
Mit der Flow Time wird diese Verwirrung vermieden, indem ein kundenorientiertes Zeitmaß verwendet wird. Es handelt sich um die Zeit, die eine Arbeit vom Eintritt in den Value Stream bis zur Fertigstellung und Übergabe an den Kunden benötigt. Sie umfasst sowohl aktive Status als auch Wartestatus sowie die Wochenenden und die arbeitsfreien Zeiten.
Mit dieser Kennzahl können Sie feststellen, ob Investitionen die Time-to-Value beschleunigen, indem Sie die Trends im Laufe der Zeit analysieren. Die Flow Time ist für die Geschäftsleitung und für Product Owner interessant, da sie Auskunft darüber gibt, wie lange die Bearbeitung einer Anfrage dauert, sobald sie genehmigt wurde.
Flow Load®: Ist der Bedarf größer als die Kapazität?
Die Flow Load misst die Anzahl der Flow Items, an denen in einem Value Stream aktiv gearbeitet wird, und quantifiziert im Wesentlichen die laufenden Arbeiten. Wenn die Gesamtzahl der Elemente, an denen gearbeitet wird (entweder im aktiven oder im Wartestatus), zu groß ist, wirkt sich das negativ auf die Ergebnisse aus.
Diese Kennzahl spielt eine wichtige Rolle für die Zufriedenheit und das Engagement der Mitarbeiter, die Software planen, entwickeln und bereitstellen, und steht in direktem Zusammenhang mit der Produktivität und Qualität der Arbeit. In Anbetracht dessen, dass immer mehr IT-Mitarbeiter unter Burnout leiden, wird zunehmend Wert darauf gelegt, dass die Teams nicht mit den digitalen Anforderungen des Geschäfts überfordert sind. In dieser Hinsicht kann die Flow Load ein wichtiger Indikator für die Vorhersage und Verbesserung der allgemeinen Mitarbeitermoral sein.
Die Überwachung der Flow Load zeigt Änderungen in der Flow Velocity und der Flow Time an, sodass das Unternehmen den Punkt erkennen kann, an dem die gleichzeitige Annahme zu vieler Flow Items die Leistung verringert.
Praktischerweise ermöglicht diese Transparenz den Teams, ein Niveau festzulegen, das die Flow Velocity maximiert und die Flow Time minimiert. So kann die Arbeitsbelastung für erfahrenere Teams, die an einem ausgereiften Product Value Stream arbeiten, erhöht und für ein kleineres Team, das an einem neuen Produkt arbeitet, reduziert werden.
Flow Distribution®: Haben wir einen gesunden Mix aus den verschiedenen Arbeiten?
Um die Flow Velocity aufrechtzuerhalten und die Werterbringung zu beschleunigen, sollten alle Product Value Streams an einem Mix von Flow Items (Features, Defects, Risks und Debts) arbeiten, der den Reifegrad ihres Produkts widerspiegelt und mit den gewünschten Ergebnissen der Organisation in Einklang steht.
Die Flow Distribution misst die Anzahl der verschiedenen Arten von Flow Items in einem Value Stream, um sicherzustellen, dass die Investitionen zwischen der Generierung und dem Erhalt von geschäftlichem Mehrwert ausgewogen sind. Durch die Verfolgung des Anteils der Flow Items innerhalb eines Value Streams erhalten Unternehmen die datengestützte Analyse, die sie für wichtige Diskussionen über Vor- und Nachteile benötigen.
Die Fähigkeit einer Organisation, Vor- und Nachteile zu erkennen, ist eine sehr wichtige Eigenschaft. Es kann beispielsweise eine hohe Flow Velocity erforderlich sein, um ein neues Produkt schnell auf den Markt zu bringen. Dieser Fokus auf die Geschwindigkeit kann durchaus sinnvoll sein, wenn eine schnelle Markteinführung das gewünschte strategische Ergebnis ist, z. B. um von einer bestimmten Marktbedingung zu profitieren oder einen Mitbewerber zu übertreffen.
Allerdings geht dies oft auf Kosten der Arbeit an anderen Dingen, wie Bugs (oder Defects) und Debts. Wenn dieses Ungleichgewicht nicht behoben wird, könnte es die Stabilität des Produkts in Zukunft untergraben. Die Flow Distribution macht alle Arten von Arbeit sichtbar und stellt sicher, dass Teams die Auswirkungen ihrer Entscheidungen, eine Art von Flow Item gegenüber einer anderen zu priorisieren, verstehen.
Wie kann Value Stream Management bei der Softwarebereitstellung helfen?
Global agierende Unternehmen benötigen eine bessere Methode zur Messung der geschäftlichen Auswirkungen ihrer IT-Investitionen. Bei der Anwendung einer Value-Stream-Management-Methode überbrückt das Flow Framework die Lücke zwischen der Geschäftsstrategie und der Technologiebereitstellung, sodass die IT-Abteilung nicht länger als eine isolierte Reihe von Projekten und Kostenstellen verwaltet wird.
Dieser Ansatz bietet Ihnen eine unternehmensweite Feedbackschleife sowie aussagekräftige Flow-Metriken, die Ihnen zeigen, ob Sie sich in die richtige Richtung bewegen, und so eine kontinuierliche datengestützte Verbesserung ermöglichen.
Mit einem stetigen Fokus auf Geschäftsergebnisse anstelle von Aktivitäten hilft das Framework, die Verfolgung von Investitionen, den Aufbau von Kundenbeziehungen und das Mitarbeiterengagement zu verbessern und gleichzeitig die Time-to-Value zu verkürzen.
Genauso wichtig wie die Identifizierung von Flow-Metriken ist deren visuell verständliche Darstellung. Planview Tasktop Viz® bietet sofortigen Zugriff auf die Value-Stream-Kennzahlen einer Organisation in einer einfachen, anpassbaren Oberfläche und mit allen Tools für eine kreative Datenpräsentation.