Value Stream Mapping vs. Value Stream Management: Was ist der Unterschied?

Dieser Artikel befasst sich mit den Prinzipien hinter diesen beiden Praktiken sowie mit dem Mehrwert und Nutzen, den sie einer Organisation bringen.

Um Value Stream Mapping und Value Stream Management wirklich zu verstehen, müssen wir zunächst ein klares Verständnis davon haben, was ein Value Stream ist.

Kurz gesagt umfasst ein Value Stream alle Aktivitäten, die erforderlich sind, um eine Kundenanfrage in ein abgeschlossenes Projekt, Produkt oder einen Service zu verwandeln.

Die meisten Organisationen haben mehrere Value Streams, von denen viele die gleichen Prozesse, Systeme und Tools nutzen, um einen Mehrwert zu erbringen.

Das Ziel von Organisation ist es, größeren Mehrwert für ihre Kunden zu schaffen. Produkte, Prozesse oder Services, die dem Kunden keinen Mehrwert bringen, gelten als Verschwendung.

Value Stream Mapping ist ein Instrument des Lean-Managements, das Unternehmen dabei hilft, die Schritte zu identifizieren und zu visualisieren, die für den gesamten Prozess vom Konzept bis zur Bereitstellung eines Produkts oder Services erforderlich sind. Durch eine effektive Implementierung des Value Stream Mappings können Unternehmen den Value Flow optimieren und ein effizienteres, vorhersehbares und agileres System schaffen.

Beim Value Stream Mapping werden häufig zwei Zustände abgebildet: der aktuelle und der gewünschte zukünftige Zustand.

Organisationen können sich aus verschiedenen Gründen für das Value Stream Mapping entscheiden. Abbildungen des Material- und Informationsflusses dienen jedoch in der Regel zwei Hauptzielen:

1. Identifizierung des Value Flows einer Organisation

   Beim Value Stream Mapping werden die Ressourcen, Prozesse und Systeme identifiziert, die an der Bereitstellung eines Produkts oder eines Services von Anfang bis Ende beteiligt sind. Die Praktik kann helfen, einige wichtige Fragen zu beantworten, wie z. B. die folgenden:

   • Welche Kombination von Systemen, Prozessen und Ressourcen ist erforderlich, um eine Kundenanforderung zu erfüllen?
   • Wo kreuzen sich unsere Value Streams?
   • Gibt es Möglichkeiten, unsere Prozesse zu rationalisieren, um die Anforderungen unserer Kunden leichter zu erfüllen?
2. Optimierung des Value Flows einer Organisation

   Sobald die Value Streams identifiziert sind, besteht der sekundäre Zweck des Mappings darin, den Organisationen die Informationen zur Verfügung zu stellen, die sie für deren Verbesserung benötigen. Die Idee, dass eine Organisation als ein einheitliches, koordiniertes System funktionieren sollte, das auf ein gemeinsames Ziel hinarbeitet, ist eines der Lean-Grundprinzipien.

   Durch die Erstellung einer Value Stream Map des aktuellen Zustands können Organisationen Anpassungen vornehmen, sodass sie am Ende eine Abbildung des zukünftigen Zustands haben, mit dem ihre gewünschten Ziele erfüllt werden.

Value Stream Mapping wurde im 20. Jahrhundert von Toyota-Ingenieuren entwickelt. Sie erkannten, dass die Verbesserung der Übergabezeiten in der Fertigung zu Prozessverbesserungen, höherer Produktivität sowie weniger Verschwendung und liegengebliebener Arbeit führte.

Diese Übergaben waren leicht zu visualisieren, da es sich um physische Interaktionen handelte. Sie legten Engpässe offen und machten es einfacher, Verschwendung und Liegengebliebenes zu identifizieren. Wenn ein Problem auftrat, konnten sie die Produktionslinie anhalten, das Problem lösen und den Produktionsfluss wieder aufnehmen.

Dieser Ansatz hat erfolgreich die Produktivität erhöht, die Zusammenarbeit zwischen den Teammitgliedern verbessert und die Verschwendung in der Fertigung reduziert.

Value Stream Mapping hat auch in der Wissensarbeit, z. B. in der Softwareentwicklung, an Bedeutung gewonnen, da es das Systemdenken fördert und die Effizienz steigert. Obwohl Übergaben bei der Wissensarbeit anders als Engpässe am Fließband nicht physisch sichtbar sind, haben sie dieselben Auswirkungen: Ineffizienz, verringerte Produktivität, überforderte Teams und Qualitätsverluste.

Bei der Erstellung einer Value Stream Map ist es sinnvoll, mit einem einzelnen Value Stream zu beginnen, bei dem Bereiche mit Verbesserungspotenzial, wie z. B. die Lead Time, identifiziert wurden. Als Nächstes wird ein Kanban-Board entwickelt, um den Workflow zu visualisieren sowie Engpässe und Chancen zu erkennen.

Sie können die Map auf einem physischen Whiteboard oder mit einer Software darstellen. Die Erstellung einer Value Stream Map umfasst die folgenden Schritte:

1. Bilden Sie Ihren Prozess so ab, dass er Ihren aktuellen Zustand so genau wie möglich widerspiegelt. Identifizieren Sie alle Schritte, die erforderlich sind, um den gesamten Umsetzungsprozess eines Produkts oder Services vom Konzept bis zur Bereitstellung abzuschließen.
2. Bilden Sie Ihren Prozess so ab, dass er einen zukünftigen Zustand widerspiegelt (d. h. wo die Organisation hin will).
3. Gestalten Sie Ihr visuelles Board so, dass Sie die richtigen Kennzahlen für Verbesserungen erfassen.
4. Analysieren Sie die Value Stream Map, um Bereiche mit Verschwendung und Liegengebliebenem zu identifizieren. Entwickeln Sie einen Plan zur Beseitigung oder Reduzierung dieser Probleme für einen optimierten zukünftigen Value Stream.

Die Erstellung einer Value Stream Map bietet eine Chance für die Zusammenarbeit verschiedener Teams und Fachbereiche. Es darf nicht vergessen werden, dass Value Stream Mapping ein iterativer Prozess ist, den die Teams im Laufe der Zeit zu verbessern versuchen. Das Ziel ist nicht Perfektion, sondern eine schrittweise, wiederholbare Verbesserung.

Genau wie in der Fertigung können auf Wissensarbeit basierende Organisationen ihren Gewinn steigern, indem sie Value Stream Mapping nutzen, um Verschwendung und Liegengebliebenes zu reduzieren. Weitere Vorteile der Implementierung von Value Stream Mapping sind unter anderem die folgenden:

• Schaffung einer Kultur des Systemdenkens und der kontinuierlichen Verbesserung, in der die Teammitglieder ihre Aktivitäten auf der Grundlage des Bedarfs und der Kapazitäten des Teams priorisieren
• Verbesserung der Kommunikation, indem Statusupdates durch Diskussionen auf höherer Ebene ersetzt werden, die wichtige geschäftliche Maßnahmen unterstützen
• Unterstützung und Verbesserung der Mitarbeiterzusammenarbeit, was zu größerer Arbeitszufriedenheit und höherer Produktivität führt

Diese Vorteile werden auch mithilfe von Value Stream Management realisiert. Allerdings unterscheiden sich die beiden Techniken in bestimmten Aspekten.

Value Stream Management ist eine weitere Lean-Methode für Unternehmen, die darauf abzielt, den Value Flow eines Geschäfts von der Kundenanfrage bis hin zur Bereitstellung zu verbessern. Dieser systematische Ansatz zur Messung und Verbesserung des Value Streams hilft Organisationen dabei, die Zykluszeiten zu verkürzen, den Durchsatz zu steigern, die Produktqualität zu verbessern und die Geschäftsergebnisse zu optimieren.

Das Value Stream Management beleuchtet alle Aktivitäten, die im Rahmen der Bereitstellung eines Softwareprodukts während der vier Hauptphasen Definition, Entwicklung, Release und Betrieb stattfinden. So können Sie feststellen, wo Prozesse langsam, eingeschränkt oder blockiert sind, und somit der Mehrwert gemindert wird.

Dank dieser Einblicke können Sie dann die von Ihnen beobachteten Einschränkungen oder Probleme angehen, um bessere Geschäftsergebnisse zu erzielen.

Der Fokus auf den Flow ist das Hauptunterscheidungsmerkmal des Value Stream Managements gegenüber des Value Stream Mappings, das sich auf die Reduzierung von Verschwendung konzentriert. Im Laufe des Artikels erfahren Sie mehr über die Unterschiede der beiden Methoden.

Das Value Stream Management ergänzt das Value Stream Mapping, indem es ähnliche und zusätzliche Vorteile bietet, darunter die folgenden:

• End-to-End-Optimierung der Werterbringung
• Gesamtüberblick über den gesamten Lebenszyklus der Softwarebereitstellung in jeder Phase
• Einbindung intelligenter Prozessdaten, einschließlich Flow-Metriken, um Verbesserungen zu quantifizieren

Es ist schnell ersichtlich, wie sich die beiden Konzepte gegenseitig ergänzen können. Während das Mapping es Ihnen ermöglicht, Verschwendung und Liegengebliebenes in einem Value Stream zu identifizieren und zu visualisieren, nutzt das Value Stream Management diese Visualisierung, um den Flow des geschäftlichen Mehrwerts zu erhöhen. Die beiden Techniken bringen den gleichen Gesamtnutzen für die Organisation. Beide Ansätze:

• betrachten die Werterbringung aus der Perspektive eines ganzen Systems,
• helfen den Mitarbeitern zu erkennen, wie die Arbeit abläuft und voranschreitet, um festzustellen, wie gut der Prozess funktioniert,
• identifizieren Verschwendung und Liegengebliebenes
• und unterstützen fundierte Entscheidungen darüber, welche Änderungen vorgenommen werden sollten, um Verschwendung und liegengebliebene Arbeit zu reduzieren.

Value Stream Mapping und Value Stream Management sind zwei verwandte Konzepte, die häufig im Zusammenhang mit Lean Manufacturing und Prozessverbesserung verwendet werden. Obwohl sie einige Gemeinsamkeiten aufweisen, gibt es auch wichtige Unterschiede zwischen den beiden Methoden.

• Fokus: Das Hauptaugenmerk des Value Stream Mappings liegt auf der Visualisierung der Value Streams, um Liegengebliebenes zu identifizieren und zu eliminieren. Beim Value Stream Management liegt der Schwerpunkt auf der Nutzung dieser Visualisierung zur Optimierung des geschäftlichen Mehrwerts.
• Zeitrahmen: Für ein Value Stream Mapping werden verschiedene Teams zusammengebracht. Somit ist eine bestimmte Zeit für die Vorbereitung und Durchführung erforderlich und der Prozess erstreckt sich in der Regel über zwei bis fünf Tage. Value Stream Management wird kontinuierlich durchgeführt und ist nicht an Zeitvorgaben gebunden.
• Flow: Beim Value Stream Mapping ist der Informationsfluss linear und folgt dem Pfad des Value Streams. Beim Value Stream Management handelt es sich um einen End-to-End-Flow, der nicht zwingend linear oder sequentiell ist.
• Ausgangspunkt: Das Value Stream Mapping beginnt auf der geschäftlichen Seite des Value Streams, während der Ausgangspunkt für das Value Stream Management überall liegen kann.
• Arbeitselemente: Value Stream Maps stellen die Arbeit dar, die zwischen Teams entsteht. Beim Value Stream Management hingegen wird die Arbeit als jedes Element innerhalb des Value Streams definiert, das einen Mehrwert hat, der durch die Geschäftsziele der Organisation bestimmt wird.

Die beiden Techniken ergänzen sich gegenseitig – es geht also nicht darum, die eine oder die andere zu verwenden. Da das Value Stream Management jedoch auf Informationen aus der Value Stream Map zurückgreift, ist es sinnvoll, zunächst diese Visualisierung zu erstellen und in das laufende Value Stream Management einzubinden.

Value Stream Mapping ist das Richtige, wenn:

• Sie alle Teams für ein paar Tage zusammenbringen können, um die Value Stream Map zu erstellen.
• Sie noch nicht die Unterstützung der Führungsebene oder die finanziellen Mittel für eine Geschäftstransformation erhalten haben.

Value Stream Management ist das Richtige, wenn:

• Sie über eine Integration der Tools verfügen, die Echtzeit-Kennzahlen in Ihrem Value Stream erfassen.
• es Ihr Ziel ist, produktorientierten Teams zu ermöglichen, die mit projektorientierten Teams verbundenen Kosten und Anti-Patterns zu reduzieren.

Beispiele für Value Stream Mapping, wie das von Toyota, sind auch in der Softwareentwicklung weit verbreitet. Im Fall von Toyota kamen Teams aus verschiedenen Fachbereichen für einige Tage zusammen, um alle Arbeiten und Leistungen zu ermitteln, die für die Markteinführung des Produkts erforderlich sind. Da die verschiedenen an der Bereitstellung beteiligten Teams im selben Raum saßen und auf dasselbe Bildmaterial blickten, entstand ein gemeinsames Verständnis für die bestehenden Probleme.

Die Gespräche bestanden nicht länger aus Schuldzuweisungen, sondern es ging um praktische Prozessverbesserungen, die allen Teams und dem Unternehmen insgesamt zugute kamen und zu weniger Verschwendung und einer verbesserten Produktionsqualität für den Automobilhersteller führten.

Value Stream Management kann in fast jeder Organisation eingesetzt werden, die die Werterbringung für seine Kunden verbessern möchte. In einem typischen Software-bezogenen Beispiel könnte ein Unternehmen Value Stream Management nutzen, um den Value Stream für seine Hauptanwendung zu analysieren.

Anhand einer Abbildung von jedem Schritt des Bereitstellungsprozesses werden möglicherweise manuelle Aufgaben identifiziert, die automatisiert werden könnten, oder einige komplexe Prozesse erkannt, die kombiniert oder vereinfacht werden könnten, um den Arbeitsfluss zu verbessern.

Die Stakeholder würden dann Lösungen für jede dieser Ineffizienzen identifizieren, um einen zukünftigen Value Stream zu schaffen, der für die Bereitstellung ihrer Software optimiert ist und den Mehrwert für ihre Kunden erhöht.

Ein wesentlicher Teil der Verwaltung eines Value Streams besteht darin, ihn für alle sichtbar zu machen. Value Stream Mapping ist ein guter erster Schritt, um dies zu erreichen. Unter Verwendung von speziell für diese Praktik entwickelten Tools hilft das Value Stream Management Organisationen dabei, die Werterbringung zu rationalisieren und zu beschleunigen.

Organisationen können klein anfangen, herausfinden, was funktioniert, und experimentieren, um die Vorteile über den gesamten Value Stream bis hin zur Geschäftsebene auszubauen. Die Lösung für die Visualisierung und das Management der Value Streams ist in die Tools eingebettet: die Plattformen und Anwendungen, die Softwareentwickler nutzen, um ihren Kunden täglich einen Mehrwert zu bieten.